Walldürn
Walldürn - Gedicht 1
Walldürn
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Ein kleiner Ort im rauhen Odenwald
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- idyllisch, romantisch, mit alten Fachwerkhäusern, mit Muttergottesstatuen, beschaulich, verträumt.
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Seit dem 14. Jh. ist es ein berühmter, ein eucharistischer Wallfahrtsort.
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Als im Gottesdienst der Kelch umfällt, ist auf dem Korporale, Christus am Kreuz zu sehen, umringt von 11 Veronicae. (1)
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Das Tuch verbirgt der Priester im Altar, hinter einem Stein, erzählt es erst auf seinem Sterbebett, 20 Jahre später.
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Der Bischof von Würzburg erkennt das Wunder an. (2)
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Es wird nach Rom gebracht, untersucht und vom Papst für echt befunden, es wird ein Ablass festgesetzt, 8 Tage nach Fronleichnam, der Große Blutfeiertag. (3)
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Für eine Wallfahrt nach Walldürn wird ein Ablass festgelegt. (4)
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Bald kommen viele Pilger - aus dem Oldenwald, dem Spessart, aus Franken, Miltenberg, Würzburg, Aschaffenburg, Fulda, Köln, aus Mainz auf Schiffen, aus dem Eichsfeld, später aus Schwaben u. aus Baden, mit Fahnen u. Standarten. mit Gebeten u. Gesängen, in alten Trachten. (5)
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Es geschehen viele Wunder.
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Heute ist die Wallfahrtszeit vier Wochen lang. Sie beginnt am Sonntag nach Pfingsten.
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Es gibt den Großen Blutfeiertag, den Kleinen Blutfeiertag, einen Krankentag, Festzüge, Lichterprozessionen.
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Es gibt Pilgerfahrten für bestimmte Gruppen: Kommunionkinder, Jugendliche, Familien, Radfahrer, Motorradfahrer, Wohnmobile.
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Schon aus der Ferne sehe ich die Wallfahrtskirche, mit den zwei Türmen.
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Die Basilika St. Georg, aus rotem Sandstein. (6)
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Sie ist dunkel, mystisch, mit einer transzendenten Aura, Kerzen leuchten, ihre Energie er-greift die Pilger. Man spürt, dass hier viel gebetet wird.
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Das Altarbild leuchtet - geheimnis-voll, es strahlt – das letzte Abendmahl. (7)
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Das Auge Gottes schaut uns an – hell, licht.
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Links St. Georg, rechts St. Martin, die Patrone.
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Die Kirche sieht ein wenig griechisch aus, byzantinisch, die Deckenmalereien, die Mosaike auf dem Boden,
mit Stuckaturen, Ornamenten – französisch - Engel, Putten, Blumen, Blüten, Vasen, Blattwerk,
mit einer prächtigen Kanzel, mit viel Gold, (8)
mit einer imposanten Orgel. (9)
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Die große Kirchenglocke schlägt, dumpf u. schwer. Es ist Gottesdienst, ein Pontifikalamt, mit vielen Priestern, Patres. (10)
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Die Kirche ist gefüllt.
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Ein Weihrauchfass wird hin- u. hergeschwenkt.
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Weihrauch zieht in dichten Wolken durch das Gotteshaus.
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Am Krankentag gibt es eine Krankensegnung – mit Handauflegung.
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Am Nachmittag ist eine Andacht – mit Aussetzung des Allerheiligsten, in der Monstranz.
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Ich schaue Christus an.
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Im Altarraum ist das Korporale aufgestellt.
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Nach der Messe u. nach der Andacht wird es auf einem Tisch plaziert
- zur Verehrung freigegeben.
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Der Schrein des Korporale ist aus Silber, teils aus Gold, besetzt mit Edelsteinen. (11)
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Bei den Prozessionen wird er durch die Stadt getragen.
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Das Bild verblasste mit der Zeit, ist heute nicht mehr sichtbar. (11)
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Es ist hinter Glas – um es zu schützen.
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Menschen kommen, machen eine Kniebeuge, ein Kreuzzeichen, fassen es an, befühlen es, tasten es ab, neigen den Kopf, es mit der Stirn berührend, küssen es, halten Kreuze, Rosenkränze und Medaillen, Fotos, Schleierbildchen an das Tuch, um diese segnen zu lassen
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– ein Ausdruck großer Frömmigkeit.
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Eine Frau rutscht auf ihren Knien zu dem Blutschrein – wie in Fatima, zur Buße, Sühne.
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Ich gehe zu dem Schrein, mache eine Kniebeuge, ich berühre es - voll Ehrfurcht, ich berühre Jesus, es durchfährt mich wie ein Blitz, ich berühre Seine Wunden, ich fühle Wärme, Liebe, ich streichel Ihn, umarme Ihn, ich küsse Ihn, ich bete, bin er-griffen.
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Ich gehe mehrmals zu Ihm – wie viele Gläubige.
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Nach der Abendmesse wird der Schrein an seinen Platz zum Blutaltar gebracht.
Er er ist herr-lich, aus der Hochrennaissance, mit Reliefs aus Alabaster, Malereien, mit der Geschichte des Altartuchs. (12)
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Ich sitze vor Ihm, meditiere, bin versunken, bin außer mir, be-geist-ert, ich er-bebe, vibriere, bin wie im Rausch, im Fieber. Ich schaue Ihn – wie im Grabtuch von Turin, im Volto Santo von Manopello. Er spricht zu mir – Er gibt Gedanken, Impulse, Inspiration.
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Fieber der Leidenschaft, beraucht, wie im Rausch, Freude, Liebe, entrückt, verzückt, be-geist-ert, wie im Fieber, im Fieber der Leiden-schaft
Die Türen des Altars werden nur zu Wallfahrtszeit geöffnet oder für Pilgergruppen, als Schutz vor Lichteinfall.
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Ich gehe beichten – gewinne einen Ablass.
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In der Nähe der Basilika, gibt es viele Stände u. Geschäfte mit religiösen Gegenständen aller Art, Karten, Bilder, Kerzen, Kreuze, Rosenkränze, Medaillen, Statuen.
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Das Allerheiligste ist im Pfarrheim ausgesetzt, in einer kleinen Kapelle
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- eine alte, wunder-schöne Monstranz, ein riesiges Franziskuskreuz.
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In der Stadt gibt es ein Wallfahrtsmuseum.
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Der Wallfahrtsort Walldürn –Zeichen Präsenz Christi – in der Eucharistie.
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Gott ist nicht an Raum u. Zeit gebunden u. kann jede Form annehmen.
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Dein heilig Blut, Herr Jesu Christ,
Das an dem Creutz vergoszen ist,
Auch zu Waltbuern im Ottenwaldt,
Verehret wird in Wundergstalt.“ (13)
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O heiliges Blut, komm uns und den Armenseelen zugut!“ (14)
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(2017)
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Copyright Markus George
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Anmerkungen
(1) um 1330; Priester Heinrich Otto
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(2) 1408
(3) 1445, Papst Eugen IV; das Korporale blieb einige Jahre in Rom; damals war das Bild auf dem Korporale noch sichtbar; es soll in Rom chemisch untersucht worden sein
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(4) 1624, Papst Urban VIII
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(5) heute bis zu 100.000 Pilger pro Jahr
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(6) Erbauung zwischen 1698 u. 1728, mit älteren Bereichen; sie wurde von Papst Johannes XXIII, 1962 zur Basilica minor erhoben
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(7) von 1728
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(8) von 1726
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(9) von 1730
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(10) von 1938 - 2007 Betreuung durch Augustiner, seitdem durch Franziskaner
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(11) von 1683
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1950 wurde das Korporale mit UV-Licht untersucht (Quarzlampenbestrahlung); auf dem Tuch war das Bild nicht mehr erkennbar; aber auf dem Schutztuch aus Leinen, das 1920 hinter der Aktardecke befestigt worden war, wurde das Bild von Christus am Kreuz sichtbar u. konnte fotografisch festgehalten werden; das wird durch den von dem Motiv verursachten unterschiedlichen Lichteinfall erklärt; die Veronicae konnten dagegen nicht mehr erfasst werden.
Es steht also fest, dass sich auf vielen alten Bildern schematisch festgehaltendesdem Tuch ein Motiv befunden hat,
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(12) von 1622/26
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(13) aus einem alten Wallfahrtslied
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(14) altes Gebet
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Walldürn - Gedicht 2
Bei Ihm
Ich bin im Heiligtum
Ich bin vor dem Schrein
Ich bin bei Dir
Ich bin mit Dir allein – für eine Weile
Ich sehe Dich
- Jesus -
Ich bin be-geist-ert
Ich strahle, leuchte
Mein Herz pocht, rast
Die Luft bleibt weg
Ich vibriere, hebe ab, ich schwebe, fliege, es wirft mich hin u. her, ich fahre Karussell.
- Ich explodiere -
löse mich auf
Es ist so schön!
Ich bin glücklich
Ich muss die Augen schließen – es ist zuviel
Ich verehre Dich
Ich bete Dich an
Ich liebe Dich
- Jesus -
Ich bin verliebt
Er spricht zu mir, in mir
Er gibt Impulse für mein Leben
Er sagt mir alles, was ich wissen will.
Es ist ein Wunder, ein Geheim-nis.
Ein Tropfen Blut rettet die Welt
(August + September 2018)
Copyright Markus George
Fotos: Großer Blutfeiertag, Messe, Außenaltar, Prozession